Прикосновение феи

 

Ein Hauch von Märchenfee

Wenn sich der Vorhang zum sogenannten weißen Akt teilt, hüllen Nebelwolken eine Reihe von Schwanen-Mädchen ein, die leicht gebeugt und mit ausgebreiteten Armen auf die Befehle ihres schwarzen Magiers warten. Das nebulöse Bild bekommt spontanen Szenenbeifall, noch bevor sich ein Spitzenschuh bewegt. So bekundet das Publikum im gut gefüllten Mozartsaal des Mannheimer Rosengartens seine Wiedersehensfreude mit dem alljährlichen «Schwanensee» des Russischen Nationalballetts. Allein schon das hervorragend geschulte Corps de ballet rechtfertigt diese Freude.

Das Ensemble ist ein Garant für eine solide Tanzausbildung mit dem Ziel, eine nationale Tradition zu erhalten. Allerdings machen die Traditionshüter erhebliche Kompromisse an praktische Gegebenheiten. Die kostbare Musik von Tschaikowsky, die grobkörnig konserviert wurde, und die Handlung erleiden starke Kürzungen. Länger als zwei Stunden darf Prinz Siegfried nicht um seine Prinzessin Odette und um die dämonische Odile werben. Die Leitung rühmt sich eines breiten Repertoires vom «Nussknacker» über «Dornröschen» bis zu «Carmen». Wäre es nicht einmal an der Zeit, Mannheim zur Abwechslung mit einem dieser Juwelen zu beglücken? Muss es wirklich immer der «Schwanensee» sein?

Auf die Qualität der Solisten ist Verlass. Die Doppelrolle Odette/Odile wurde vermutlich im Hinblick auf technische Perfektion besetzt, um die Zitate aus der einstigen Choreografie von Marius Petipa und Lew Iwanov gebührend zu präsentieren: Yaroslava Araptanova bewährte sich in mehreren Wettbewerben. Bestechend sauber dreht sie ihre Pirouetten; die 32 Fouettés bringt sie nicht ganz mühelos über die Runden. Ihre makellos-kühle Interpretation belässt es bei wenigen darstellerischen Andeutungen. Ihr Partner Sergej Skvortsov besitzt die Sanftmut eines träumerischen Prinzen, der hilflos in die Mühlen zauberischer Einflüsse gerät.

Auch er hält sich darstellerisch scheu zurück und blickt nicht sehr tief in das Innenleben eines Königssohns auf Brautschau, aber dafür zeigt er weite, weich abgefederte Sprünge; und seine spektakulären Hebungen der Schwanen-Herzensdame krönen die auf dekorative Wirkung abgestellte Inszenierung. Der Hofnarr von Aleksandr Pokotilov ist ein virtuoser Lückenfüller. Der Zauberer von Vadim Lolenko gefällt als kriechendes, fliegendes Wesen — halb Vogel, halb Schlange.

 

Автор: Monika Lanzendörfer

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